Donnerstag – 09.02.2012 – Hanau bis Horburg-Wihr (Colmar) – 483,85 Km

Um 05.55 Uhr ging der Wecker. Eine Dusche und ein knappes Frühstück waren gestattet, dann ging es zum Start nach Hanau auf den Marktplatz, wo wir wieder auf die anderen Teilnehmer trafen. Viele der Fahrzeuge hatten die eiskalte Nacht auf dem Marktplatz, die Besatzungen in den umliegenden Hotels verbracht.

Das gegen 08:00 Uhr zunächst stattfindende Fahrer-Briefing im Saal des Hanauer Rathauses begann mit den Grußworten seitens der Veranstalterin, Frau Triefenbach.

Einige Teilnehmer, wie der mehrfache deutsche Rallyemeister Matthias Kahle, der Kabarettist Urban Priol, der ehemalige Radrennfahrer Klaus-Peter Thaler und einige im Feld mitfahrende Motor-Journalisten wurden gesondert begrüßt.

Einige Teile der vor uns liegenden ersten beiden Etappen wurden ebenfalls kurz angesprochen. Das neu gestaltete Roadbook wurde vorgestellt. Eine wesentliche Änderung war es, das im Wesentlichen nach abgedruckten Karten und nicht nach den sogenannten Chinesenzeichen navigiert werden musste.

Eine Abweichung zum Standard, der, wie sich später herausstellen sollte, seine Tücken hatte. Auf die winterlichen Verhältnisse und das Gebot zur angepassten Fahrweise wurde besonders hingewiesen.

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Als wir zu unserem Porsche zurückkehrten mussten wir feststellen, dass ein Souvenirjäger sich scheinbar unserer Startnummer von der Fahrertür bemächtigt hatte. Sie fehlte! Doch dann ging es auch schon los. Der Aushang im Foyer hatte uns unsere Startzeit mit 08:46 Uhr vorgegeben. Es hieß nun also sich so in das Teilnehmerfeld einzureihen, dass man pünktlich zu dieser Zeit unter dem Startschild hindurch fuhr.

Es gelang und damit war die erste Hürde der Veranstaltung auch schon umschifft. Die Nervosität stieg der Optimismus blieb. Mittels Chinesenzeichen gelang die Navigation aus Hanau hinaus und in Richtung des ersten Etappenzieles in Besenfeld. 297,34 Km waren zu überbrücken. Drei Wertungsprüfungen lagen bis dahin vor uns.Schon nach wenigen Kilometern endete die Navigation per Chinesenzeichen.

Es wurde auf Karten-Navigation nebst markierten Wegmarken und Kilometrierungen umgestellt. Was zunächst als eine Erleichterung erschien, stellte sich recht schnell als besondere Schwierigkeit heraus.

Verschiedene Kartenausschnitte die uns von Markierungspunkt zu Markierungspunkt geleiteten waren zum einen unterschiedlichen Karten entnommen. So gab es Straßenkarten, Topografische Karten, Argrarkarten usw. Ferner wechselte der Maßstab ständig, ohne dass er auf der Karte angegeben war. Hatte man sich gerade an den einen Maßstab gewöhnt und konnte die Entfernungen in etwa einschätzen, so lag man auf der nächsten Karte komplett falsch, weil diese eine anderen Maßstab aufwies.

Maßstäbe waren jedoch nicht auf den Karten angegeben und so blieb die Entfernungsmessung groben Schätzungen überlassen. Abzweigungen die auf der Karte so aussahen als seien sie welche, nahm man in der Wirklichkeit gar nicht als solche war und umgekehrt. Das führte dazu, dass der Beifahrer kaum einmal entspannt die Umgebung genießen konnte. Permanent war man damit beschäftigt den jeweiligen Standort des Fahrzeuges auf der Karte zu lokalisieren. Wo ein Chinesenzeichen vielleicht angezeigt hätte, dass man in 9,23 Km in einem Kreisverkehr die dritte Ausfahrt zu nehmen hatte, wies jetzt eine Karte den Weg dorthin. Das bedeutete, auf den nächsten 9,23 Km die Karte mit Wegmarken zu vergleichen um sicher zu gehen, dass man noch auf der richtigen Strecke unterwegs war. Nur wenige Wegmarken waren in den Karten vermerkt.

Die ersten drei Wertungsprüfungen liefen ganz passabel. Es fehlt noch die Routine um die Herausgabe der Bordkarte an den Startpunkten, das Bereithalten der richtigen Schnitttabelle und die Koordination aus Navigation und gleichzeitigem Ansagen der aktuellen Durchschnittsgeschwindigkeit, aber insgesamt konnten wir zufrieden sein. Pünktlich auf die Minute erreichten wir das Etappenziel im Hotel Oberwiesenhof in Besenfeld. Höflich stellte Thomas sich mit seiner Bordkarte in die Schlange vor der Zeitnahme, um sich damit auch gleich eine Minute Verzug und damit 20 Strafpunkte einzuhandeln. Die Aussage sich pünktlich in die Schlange gestellt zu haben, brachte nichts. Die Zeitnehmerinnen empfahlen für die Zukunft die Ellenbogen zu benutzen und seine Bordkarte so schnell als möglich unter den Stempel zu bringen. Höflichkeit und Zurückhaltung seien hierbei fehl am Platz.

Sechzig Minuten Mittagspause erlaubten gerade mal das Mittagessen zügig einzunehmen. Für Gespräche mit anderen Teilnehmern blieb nicht viel Zeit, da das Roadbook für den Nachmittag vorbereitet werden musste. Und schon ging es wieder los, auf die 2. Etappe bis Horburg-Wihr bei Colmar. Schon nach wenigen Kilometern zeigte sich, dass die Ruhe des Mittags, die Anspannung und damit auch die Konzentration des Beifahrers gestört hatte. Und so kam es auch prompt, dass die schon die erste Wegmarke nach 7,5 Kilometern falsch angesagt wurde. Auftragsgemäß bog der Fahrer rechts ab an statt weiter geradeaus zu fahren. Zwar wurde der Fehler schnell bemerkt, aber bis zur nächte Wendemöglichkeit war es noch ein gutes Stück. Nach dem Wenden entschlossen wir uns den ganzen Weg zum Startpunkt zurück zu fahren und die Kilometrierung des Tripmasters wieder auf null zu setzen. Bis zum Hotel fuhren wir daraufhin dem noch hinter uns startenden Feld entgegen und nach dem Wenden und „Nullen“ des Tripmasters hinterher. Von nun an waren wir die letzten im Feld. Alle anderen Teilnehmer sowie 186 Kilometer und weitere drei Wertungsprüfungen lagen noch vor uns, bis zum Tagesziel in Horburg-Wihr bei Colmar im Elsaß.

Nachdem die Wertungsprüfung Nr. 4 (WP 4) noch ganz gut geklappt hatte, brachte die WP5 eine uns bisher unbekannte Schwierigkeit. Es handelte sich hierbei um eine kombinierte WP aus Durchschnitt und Sollzeit. Lagen wir beim gleichmäßigen Schnitt bisher gefühlt noch immer ganz gut, hatten wir mit dem zeitgenauen Treffen des Zielpunktes so unsere Schwierigkeiten. Gut gelaufen war diese WP für uns nicht, stellten wir anschließend fest. In Diskussionen verstrickt und unter dem Einfluss langsam weichender Konzentration, verstärkt durch aufkommenden Schneefall, eisglatte Straßen und Dunkelheit, schossen wir dann folgenschwer nach einem Abbiegevorgang an der unmittelbar nach der Einmündung aufgebauten WP vorbei. Nur aus dem Augenwinkel hatten wir die WP Kontrollstelle noch gesehen. Wenden und zurück (!) waren angesagt. Das war jedoch mal wieder leichter gesagt als getan. Nachdem wir endlich eine Stelle zum Wenden gefunden hatten und wieder zurückfuhren, kamen uns die offiziellen Fahrzeuge vom Start der WP entgegen. Da wir die ohnehin letzten im Feld waren und an ihnen vorbeigefahren waren, hatten sie die Kontrollstelle abgebaut und waren in Richtung Etappenziel unterwegs. Damit war der Tag für uns gelaufen und wir konnten uns nur noch bemühen unter den schwierigen Straßen und Wetterverhältnissen sicher aber zügig ans Ziel zu kommen.

Es gelang! Spät, gegen 21.00 Uhr, müde und ein wenig traurig kamen wir im Hotel Europa an. Endlich standen eine entspannende Dusche und das anschließende Abendessen (21:30 h) an. Wir nahmen ungezwungen an einem der runden Tische des reservierten Saales Platz und fanden uns hier bei erfahrenen Rallyepiloten wieder. Das passte ganz gut, denn mit unserem Tripmaster hatten wir während dieser ersten Tagesetappen so unsere Schwierigkeiten gehabt. Die Tatsache dass er jeden einzelnen gefahrenen Meter zählte und anzeigte, führte zu einer ständig in Bewegung befindlichen Anzeige, die schwer ablesbar war und eher dem Lauf der deutschen Schuldenuhr glich als dem was eigentlich von dem Gerät zu erwarten war. Die Profis waren sich der Ursache des Problems zwar auch nicht sicher, rieten aber zu einer stellenmässigen Veränderung der Kalibrierungszahl.

Das wollten wir am nächsten Tag versuchen. Gegen 22.30 Uhr fand nach dem Essen das Fahrerbriefing statt. Frau Triefenbach erklärte die Schwierigkeiten der beiden Etappen, nannte die aktuelle Wetter- und Straßenlage für den nächsten Tag und erklärte freundlicherweise, dass beide Sollzeiten des ersten Tages wegen des Wetters aufgehoben worden waren. Somit entfielen auch unsere Strafpunkte hierzu. Der Aushang wies uns als POCG-Team dann auf Platz 43 von 53 noch gewerteten Fahrzeugen aus. Das überraschte uns, denn damit lagen wir trotz der zwei verpatzten WPs noch in unserem selbst gesteckten Soll.

Nach dem Fahrerbriefing ging es aufs Zimmer und an das Studium des Roadbooks für den nächsten Tag. Nachtruhe war dann gegen 01.00 Uhr.


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