Samstag, 11.02.12 – Aix-les-Bains – Monte Carlo - 556,82 Km

Wieder ging um 06:00 Uhr der Wecker. Schon Routine war mittlerweile der Ablauf aus Morgentoilette, Frühstück und Vorbereitung des Fahrzeugs. Was würde der Tag bringen? Die Etappen 5 und 6 mit insgesamt acht WP, davon sieben auf engsten Bergstraßen dritter Ordnung und z.T. im Schnee gefahren, und 556,82 (!) Kilometer z.T. in den französischen Seealpen lagen vor uns. Am Ende des Tages sollten wir endlich in Monaco ankommen. Es galt nach Möglichkeit die gute Gesamtpositionierung des Vortages zu halten. Doch der Tag war lang und mit der längsten zu überbrückenden Entfernung der Rallye sicher auch anstrengend. Wir wollten jedenfalls unser bestes tun!

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Unseren ZK-Stempel für die Startzeit holte sich der Beifahrer wieder einmal bei den beiden netten Damen der Zeitkontrolle. Auch dieses Mal trafen wir die Ausfahrtzeit wieder punktgenau. Auf schönen Straßen und bei akzeptablen Wetterverhältnissen ging es los in Richtung Embrun. Ein kleiner Abstecher über Italien stand ebenfalls auf dem Programm. Ein permanenter Wechsel aus trockenen Teilstücken, schneebedeckten Bergstrassen, Schnee und Sonnenschein wartete auf uns.

Fahrerisch waren die nächsten Teilstücke eine echte Herausforderung, aber auch die Navigation blieb trotz Gewöhnung an das Karten-System auch weiterhin nicht ohne Tücken. Schwierig und fehlerhaft lief dann für uns die WP 16.

Hier war wieder einmal eine Sollzeit zu schaffen. Ohnehin, wie schon beschrieben, nicht unsere Stärke, waren es hier sogar zwei Sollzeiten unmittelbar hintereinander.

Angekündigt durch die obligatorische gelbe Fahne. Doch leider hatte der Navigator die Aufgabenstellung falsch verstanden und lotste den Fahrer sekundengenau und perfekt berechnet…. zu den falschen Punkten! Die WP war gelaufen. Das Tagesziel, Halten der Position, stand in Frage! Allerdings fand der Navigator anschließend eine versteckte Durchfahrtkontrolle (DK), die, wie sich später herausstellte, nur von 14 der 51 Teams erreicht wurde. Das waren ein paar Pluspunkte zum Ausgleich des fatalen Fehlers zuvor.

Bis zur Mittagsrast im Hotel Les Bartavelles in Embrun, welches wir dieses Mal sogar ein paar Minuten vor der Sollzeit erreichten, lief danach alles in allem einigermaßen rund. Die anschließende Mittagsrast wurde auf 50 Minuten verkürzt. Der Weg war noch weit und anstrengend. Schneebedeckte Passstraßen und mit Steinschlag übersäte Straße die eher als Wege bezeichneten werden konnten waren zu meistern. Und hier zeigte sich dann, dass die eingangs erwähnte Montage des Unterfahrschutzes sinnvoll gewesen war. An einer Stelle hatten wir unmittelbar nach einer scharfen 90 Grad Kurve einem Stein nicht mehr ausweichen können. Mit einem lauten Knall schlug dieser gegen den Unterfahrschutz und hinterließ eine tiefe Delle. Wäre der Unterfahrschutz nicht gewesen, hätte es hier mit hoher Wahrscheinlichkeit einen Schaden im Bereich des Ölfilters gegeben und damit möglichweise das Ende für unsere Fahrt bedeutet.

Die Tatsache, dass die Strecken der jeweiligen WP während der gesamten Histo-Monte nicht für uns gesperrt wurden und somit die Schnitt- und Sollzeitprüfungen im öffentlichen Straßenverkehr gefahren wurden, machte die Sache noch kniffeliger! Zwar war örtlicher Verkehr auf den Prüfungsstrecken meist so gut wie nicht vorhanden, aber wenn einmal ein Fahrzeug vorfuhr oder entgegen kam, war der Schnitt für die nächsten hunderte Meter erst einmal dahin. Dann hing es von den Fahrkünsten und dem Geschwindigkeitsgefühl des Fahrers und der schnellen Ansage des Beifahrers nach der Schnitttabelle (alle 100 bis 200 Meter) ab, ob und wie schnell der geforderte Schnitt wieder erreicht werden konnte. Am Ende dieses dritten Rallye-Tages konnten wir feststellen, dass es uns im Ergebnis ganz gut gelungen war die Probleme der Etappen zu meistern. Zwar hatten sich während des Tages und vor allem nach der dummerweise verpatzten WP 16, sagen wir mal „Interferenzen“ im Cockpit aufgebaut, aber trotzdem schafften wir es uns als Team zusammen zu raufen und das Ziel in den Vordergrund zu stellen. Fahrtechnisch und auch von der Navigation her hatten wir hier den schwierigsten Tag zu meistern gehabt.

Das Ziel des Tages, Monte Carlo, war erreicht und damit auch schon irgendwie fast das Ziel der Rallye. Nur noch ein Tag lag vor uns. Sechs anstrengende Etappen und 21 WP hatten wir bereits gemeistert. Nachdem die Einsicht in den Aushang ergab, dass wir trotz des nicht perfekt gelaufenen Tages als 22. des Tages abgeschlossen hatten und damit vom 31. auf den 27. Platz weiter vorgepunktet hatten, kam ein wenig Optimismus auf. Wir lagen weit vor unserem selbst gesteckten Ziel und den letzten Tag sollten wir auch zu meistern im Stande sein.

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An diesem Abend erlaubten wir uns einen etwas längeren Aufenthalt an der Hotelbar als üblich. Auch wenn das Glas Wein im Le Meridien mit 14,- und der Hamburger mit 38,- € ins Kontor schlugen. Wir waren halt in Monaco. Doch nach einem Glas Wein für den „ Co“ und einer Cola für den Fahrer ging es wieder an das Studium des Roadbooks für den nächsten Tag. In keinem Fall sollte die gute Platzierung leichtfertig und wegen etwaiger schlechter Vorbereitung geopfert werden. Gegen 02:00 Uhr gingen dann in dieser Nacht die Lichter aus. Für den nächsten Tag schienen keine größeren Komplikationen zu erwarten zu sein. Die drei WP des Vormittags waren reine Gleichmäßigkeitsprüfungen (GP), die beiden WP am Nachmittag waren reine Zeitprüfungen. Letztere lagen uns zwar grundsätzlich immer noch nicht, aber langsam sollten wir uns auch darauf eingestellt haben bzw. einigermaßen damit zu recht kommen. Das galt es also zu beweisen.

Bemerkenswert war an diesem Abend, dass wie an den Vortagen viele Fahrzeuge in der Tiefgarage des Hotels hatten repariert werden müssen. Auch schon auf der Strecke hatten wir das eine oder andere Mal ein Teilnehmerfahrzeug am Fahrbahnrand stehen sehen. Umlagert von eigenen Serviceteams oder vom mitreisenden Serviceteam des AvD.

Allein, ein Porsche war nie unter diesen Fahrzeugen. Es schien, dass auf sie in größerem Umfang Verlass war. Wir waren daher auch weiter zuversichtlich was unseren 924 S anging. Bisher war keinerlei Störung aufgetreten.

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